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Gedenkveranstaltung im Oberlandesgericht Hamm

v.l.n.r.:ROLG Frenking, M. Hamm, VRLG Reitzig, MdJ Dr. Limbach, Prof. Dr. Dr. Kleifeld, PinOLG Schäpers, 1. Bürgermeisterin Simshäuse. Quelle: OLG Hamm/Katja Mintel

Oberlandesgericht Hamm: Gedenkveranstaltung im Oberlandesgericht Hamm zu NS-(Un)Recht: 90 Jahre Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses

Pressemitteilung vom 19.06.2024

19.06.2024

Das Ministerium der Justiz erinnerte im Oberlandesgericht Hamm am vergangenen Montag mit einer Gedenkveranstaltung an nationalsozialistisches Unrecht. In der Zeit des Nationalsozialismus ordneten die Amtsgerichte in ihrer Funktion als Erbgesundheitsgerichte die zwangsweise Sterilisation von rund 400.000 Menschen an. Grund dafür war das vor 90 Jahren in Kraft getretene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“.

Auf Einladung des Ministeriums der Justiz nahmen rund 150 Personen aus Politik, Justiz, Wissenschaft und Gesellschaft an der Veranstaltung teil. Präsidentin des Oberlandesgerichts Gudrun Schäpers begrüßte sie im Foyer des Oberlandesgerichts Hamm, erinnerte an die schändliche Rolle auch des Oberlandesgerichts in der Anwendung des menschenverachtenden Gesetzes und betonte: „Mit dieser Veranstaltung setzen wir ein Zeichen, sich dem Unrecht der Vergangenheit bewusst zu sein und gemeinsam für ein respektvolles Miteinander einzustehen.“

Anschließend ging Minister der Justiz Dr. Benjamin Limbach näher auf das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ ein und beleuchtete damit ein lange verdrängtes, beklemmendes Kapitel der Justizgeschichte. „An dieses geschehene Unrecht wollen wir heute erinnern“, so Dr. Benjamin Limbach, „denn nur dadurch, dass wir die Erinnerungen wachhalten an diese grausame Geschichte, können wir gemeinsam dafür sorgen, dass sich solches Unrecht nicht wiederholt. Deshalb freut es mich besonders zu sehen, dass sich auch sehr junge Menschen mit dem Thema beschäftigen.“ Gemeint waren neben den rund 40 Studierenden und Rechtsreferendarinnen und ‑referendaren vor allem die Schülerinnen, die im Anschluss an die Rede des Ministers das preisgekrönte Theaterstück „Briefe nach Ewigheim“ aufführten.

Das Ensemble „LichterSchatten“ aus sieben Schülerinnen der Marienschule Münster gab den Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus unter dem Vorwand der „Rassenhygiene“ getötet wurden, ein Gesicht. Mit dem Theaterstück zeigte es konkrete Schicksale auf und ließ Opfer wie Täter durch die Darstellerinnen zu Wort kommen.

Im Anschluss an die Aufführung diskutierte Dr. Benjamin Limbach mit historischen, juristischen sowie medizinischen Expertinnen und Experten. Die vom Leiter der Dokumentations- und Forschungsstelle „Justiz und Nationalsozialismus“ Dirk Reitzig geleitete Podiumsdiskussion bot den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, weitere Fragen zu stellen und tiefergehende Details rund um das Thema zu erfahren.

Während der Gedenkveranstaltung hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Wanderausstellung des Bundes der Euthanasie-Geschädigten und Zwangssterilisierten zu besuchen. Interessierte können sich die Ausstellung noch bis Ende des Monats im Oberlandesgericht Hamm ansehen.

Bernhard Kuchler
Pressedezernent

 

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