Die Sicherheitskräfte der Justiz - eine starke Truppe

Ein Porträt über die Ausbilder

Ein Porträt über die Ausbilder

Sie begleiten Untersuchungshaftgefangene aus der Vorführzelle in den Gerichtssaal. Sie führen Besucherkontrollen durch. Sie greifen ein, wenn im Gericht jemand ausrastet. Sie sind die Sicherheitsexperten im Gericht: Gerichtswachtmeisterinnen und Gerichtswachtmeister.

In Bochum befreite sich ein als gefährlich eingestufter mutmaßlicher Mörder im Gerichtssaal von seinen Fußfesseln, in Hagen kam es im Gerichtssaal zu einem Tumult, als sich der Stiefvater einer getöteten 14-jährigen Schülerin auf den geständigen Täter stürzen wollte. In beiden Fällen griffen Justizwachtmeister ein und verhinderten erfolgreich eine Eskalation. Sie sorgten schnell und umsichtig für Sicherheit. Sie müssen aber auch bei der Einlasskontrolle darauf vorbereitet sein, dass mancher "Kunde" gewalttätig werden kann, wenn er durchsucht wird. Vorfälle wie diese zeigen, dass es auch in Gerichten zu problematischen Situationen kommen kann. Aber die Sicherheitskräfte der Justiz sind vorbereitet. Ein Porträt über die Ausbilder:

Die Trainingsleiter

Gerhard Kandora und Wilhelm Kleysteuber in Aktion

"Wir haben bis heute 52  ausgebildete Trainingsleiter in Nordrhein-Westfalen," bilanziert Kleysteuber. "Anfangs herrschte eine gewisse Skepsis. In den letzten Jahren ist das Verhältnis zu den Kollegen in den Gerichten und Staatsanwaltschaften aber deutlich besser geworden." Das wird vor allem daran liegen, das sie gute Arbeit leisten und immer mehr der rund 2 000 Wachtmeisterinnen und Wachtmeister die Leistungsfähigkeit ihrer Trainingsleiter kennen lernen. Seit 2009 haben beide Trainer eine anerkannte hohe Trainerlizenz, die sie berechtigt, selber die Trainer-C-Lizenz (Breitensport - JuJutsu - Polizei) zu vergeben. Dies ist ein großer Schritt in Richtung Qualitätssicherung.

Viele von ihnen haben Erfahrungen in verschiedenen Kampfsportarten. Darunter sind auch viele Dan-Träger, also Meister im jeweiligen Fach. Gerhard Kandora zum Beispiel hat den 1. Dan im Judo und im Ju-Jutsu den 2. Dan. Wilhelm Kleysteuber hat den 3. Dan in Karate. Auch unter den Trainingsleitern finden sich Dan-Träger in den Kampfsportarten Tae Kwon Do, Judo, Karate, Kickboxen und Ju-Jutsu. Kandora: "Die meisten betreiben Kampfsport seit Jugend an. Das ist aber keine Voraussetzung, um Trainingsleiter zu werden. Nur beweglich sollte man schon sein." Und das ist wörtlich zu verstehen.

 

Die Fortbildung in Monschau

Kandoras und Kleysteubers Schützlinge ackern ordentlich, wenn die Trainer ihnen konkrete Aufgabenstellungen geben. Da packen zwei Arme kräftig zu, bringen mit einem Kipphandhebel den von einem Kollegen gespielten Angreifer zu Fall. Der Partner fixiert blitzschnell die Beine des zu Fall gebrachten. Da rührt sich nichts mehr. Schnell sind die Hände mit der Handfessel fixiert und der (gespielte) Aufrührer ist unfähig, anderen gefährlich zu werden. Die Schulung ist aber nicht beschränkt auf das Erlernen einer bestimmten Technik.

Bei den Simulationen legen die Trainer großen Wert auf die Kommunikation. Die Trainingsleiter lernen, Konflikte mit einem renitenten Besucher eines Gerichts über eine deutliche Ansprache zu lösen. Außerdem lernen sie die Kommunikation innerhalb des Teams. Es ist genau geklärt, wer von den beiden spricht, wer sichert, wer durchsucht. "Diese Arbeit im Team hat sich in Konfliktsituationen bewährt. Die Abläufe einer Eskalation ähneln sich meist. Aber ohne intensives Training kann man ihr nicht sachgerecht begegnen. Die Griffe müssen immer wieder eingeübt werden, bis sie sicher sitzen. Wir trainieren alle denkbaren Situationen und lösen sie im Team." Also trainieren Kandoras und Kleysteubers Eleven stundenlang das Fixieren an der Wand, das zu Fall bringen und Fixieren auf dem Boden.

 

Der Sinn und Zweck der Ausbildung

Kandora über seine Schützlinge: "Wir bilden hier keine Rambos aus. Unser Ausbildungsziel ist es, die Sicherheit in den Gerichten und Staatsanwaltschaften zu erhöhen. Wir vermitteln fundiertes Grundwissen an die Wachtmeister im Justizdienst in Fragen der Einlasskontrollen, der Durchsuchung und Fesselung, Vorführung im Sitzungsdienst und Konfliktbewältigung." Neben dem Üben von Eingriffs- und Zugriffstechniken lernen sie auch Übungsstunden zu gestalten und auf Störungen im Unterricht sachgerecht zu reagieren. Außerdem sprechen sie über Neuentwicklungen im Sicherheitsbereich. Kandora und Kleysteuber legen großen Wert darauf, "das in der Gruppe viel diskutiert wird. Nicht nur über die angewendeten Techniken, sondern auch über die rechtlichen Grenzen, die für unseren Einsatz gelten." In der Ausbildung wird aber auch viel Wert auf die Umgangsformen bei der Einlasskontrolle gelegt. "Wir sind schließlich die Visitenkarte der Gerichte und der Staatsanwaltschaft. Auf uns trifft der Bürger zuerst. Durch uns erhält er den ersten Eindruck," sagen Kandora und Kleysteuber. Und alle wissen: der erste Eindruck ist der nachhaltigste.

 

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